Arbeitsagentur: Thüringer Arbeitsmarkt unter besonderem Druck

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Ein Zug fährt durch einen Tunnel mit Gebäuden im Hintergrund.

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Arbeitsagentur: Thüringer Arbeitsmarkt steht unter besonderem Druck

Thüringens Arbeitsmarkt zwischen Herausforderungen und Wandel

Thüringens Arbeitsmarkt sieht sich 2025 mit erheblichen Herausforderungen und strukturellen Veränderungen konfrontiert. Die Arbeitslosigkeit hat mit 67.984 Erwerbslosen im November den höchsten Stand seit sieben Jahren erreicht. Gleichzeitig sind ausländische Arbeitskräfte – insbesondere Ukrainer:innen – zu einer unverzichtbaren Stütze geworden, um kritische Personalengpässe in Schlüsselbranchen zu schließen.

Die wirtschaftliche Lage des Landes ist uneinheitlich: Während einige Regionen prosperieren, hinken andere hinterher. Strukturwandel in Branchen wie der Automobilzulieferindustrie und der energieintensiven Produktion setzt die Wirtschaft zusätzlich unter Druck, auch wenn Infrastrukturprojekte neuen Schwung für Bauunternehmen versprechen.

Seit Ende 2017 stützt sich das Beschäftigungswachstum in Thüringen maßgeblich auf ausländische Arbeitskräfte. Über 80.000 nicht-deutsche Beschäftigte sind mittlerweile sozialversicherungspflichtig angestellt und helfen, Fachkräftemangel in Produktion, Pflege und Transport zu lindern. Zwar hat die Zuwanderung Betriebsabläufe und öffentliche Dienstleistungen stabilisiert, doch viele Neuankömmlinge benötigen weiterhin Sprachkurse und die Anerkennung ihrer Qualifikationen, um langfristig Fuß zu fassen.

Ukrainische Geflüchtete haben sich dort, wo Unterstützungsstrukturen existieren, vergleichsweise gut integriert. Rund 70 Prozent von ihnen haben eine Arbeit gefunden – vor allem in gefragten Bereichen wie Logistik, Baugewerbe und Pflege, wo die formalen Hürden geringer sind. Wer jedoch auf die Anerkennung von Abschlüssen oder fortgeschrittene Deutschkenntnisse angewiesen ist, sieht sich größeren Unsicherheiten gegenüber. Die Arbeitslosenquote Thüringens liegt mittlerweile über der von Sachsen-Anhalt, wobei die Langzeitarbeitslosigkeit fast 40 Prozent erreicht. Die regionalen Unterschiede sind eklatant: Während der Landkreis Eichsfeld eine Quote von nur 4 Prozent verzeichnet, liegt Erfurt bei 10,2 Prozent.

Fast zwei Drittel der Arbeitslosen verfügen nicht über die Qualifikationen für die rund 15.000 offenen Stellen – 80 Prozent davon erfordern Fachkräfte. Die Zahl der Ausbildungsplätze übersteigt die der Bewerber:innen, was jungen Menschen Chancen eröffnet, Unternehmen jedoch vor die Herausforderung stellt, Positionen zu besetzen. Gleichzeitig schrumpfen traditionelle Branchen wie die Automobilzulieferer sowie energieintensive Industrien wie Glas- und Keramikherstellung weiter. Infrastrukturinvestitionen könnten zwar der Bauwirtschaft Auftrieb verleihen, doch sowohl Betriebe als auch Beschäftigte müssen sich durch Weiterbildung an die sich wandelnden Anforderungen anpassen.

Thüringens Arbeitsmarkt bleibt angespannt: Hohe Arbeitslosigkeit und ein Missverhältnis zwischen offenen Stellen und Qualifikationen der Arbeitsuchenden prägen die Lage. Ausländische Arbeitskräfte haben zwar akute Lücken geschlossen, doch für langfristige Stabilität sind bessere Ausbildungsmöglichkeiten und Integration entscheidend.

Das kommende Jahr wird zeigen, ob es dem Land gelingt, den Niedergang traditioneller Industrien mit dem Wachstum in Baugewerbe und Handwerk in Einklang zu bringen. Der Erfolg hängt davon ab, regionale Disparitäten abzubauen und die Beschäftigten fit für die sich verändernden Anforderungen der Wirtschaft zu machen.